Daniel Skjeldam, CEO von Hurtigruten, bekommt einen Preis vom VDJR verliehen. An Bord der MS Otto Sverdrup spricht er über die Herausforderungen der Kreuzfahrtbranche

Daniel und Daniel stehen nebeneinander und freuen sich. Der eine Daniel ist der Kapitän der Otto Sverdrup, der andere Daniel der CEO von Hurtigruten. Er hat gerade einen Preis überreicht bekommen, den Ehrenpreis des VDJR (Vereinigung Deutscher Reisejournalisten) für „hervorragende Leistungen im Tourismus“.
Daniel Skjeldam hat als CEO der Hurtigruten Group Umweltschutz und Nachhaltigkeit frühzeitig, schnell und konsequent umgesetzt, so die Begründung des VDJR.

„Hurtigruten verfolgt das konsequenteste Umweltschutz- und Nachhaltigkeitskonzept der Kreuzfahrtindustrie.“
Franz Neumeier, cruisetricks.de
Wir sind an Bord der Otto Sverdrup. Das Schiff ist alt, es fährt bestimmt schon 20 Jahre oder länger über das Nordmeer, unter dem Namen „Finnmark“. Doch vor zwei Jahren wurde die Finnmark umgebaut, runderneuert und mit Hybrid-Antrieb mit Batteriespeicher versehen. So kann sie an besonders sensiblen Orten zeitweise komplett emissionsfrei betrieben werden.
Daniel Skjeldam, ein attraktiv-burschikoser Typ mit Fünf-Tage-Bart, Jeans und Turnschuhen, sagt: „Sustainability is a keyword.“
Er erinnert sich an ein Treffen der Kreuzfahrtbranche vor einigen Jahren, da haben draußen vor der Halle Umweltschutzorganisationen protestiert – und drinnen hätte man sich am liebsten die Augen zugehalten. Ihm sei klar gewesen: Das Thema bleibt, das geht nicht einfach wieder weg. Umwelt- und Klimaschutz ist die große Herausforderung für die ganze Tourismusbranche.

„Der Kreuzfahrtindustrie stehen große Veränderungen bevor.“
Daniel Skjeldam, CEO Hurtigruten
Die drei größten Herausforderungen sind:
1. Der Antrieb / der Treibstoff
2. Die älteren Schiffe der Flotte
3. Der Umgang mit den Zielgebieten
1. Antrieb und Treibstoff
Hurtigruten verwendet, wenn möglich, Bio-Diesel. Der wird aus Abfallprodukten der Lebensmittelindustrie hergestellt. Bio-Diesel ist teuer und knapp, daher wird auch noch Marine-Diesel verwendet. Schweröl kommt bei Hurtigruten schon seit zehn Jahren nicht mehr in den Tank.
Zusätzlich sind in den Expeditionsschiffs-Neubauten Roald Amundsen (2019) und Fridtjof Nansen (2020) Hybridantriebe eingebaut. Die Akkus an Bord werden durch die „peak shaving“-Technik aufgeladen, das spart insgesamt etwa 20 Prozent Treibstoff. (Wie das funktioniert, erklärt Franz Neumeier auf seinem Blog cruistricks.de hier ausführlich.)
„Stop using heavy fuel oil! Start using biodiesel!” ruft Daniel Skjeldam den anderen Kreuzfahrtreedereien zu.

2. Umgang mit der bestehenden Flotte
Es gibt in der Branche viele Ankündigungen über neue Schiffe mit neuer Technik. Aber was ist mit der bestehenden Flotte?
„The cruise industry should talk more about what they can do about the existing fleet”, fordert Skjeldam.
Die Otto Sverdrup (die früher Finnmarken hieß) wurde nicht nur schick renoviert und sieht aus wie neu, sondern auch zum Hybridschiff umgerüstet. Wir dürfen auch noch in den Batterieraum, der sieht aber völlig unspektakulär aus. Bis 2023 werden auch drei der Hurtigruten-Postschiffe auf Batterie-Hybridantrieb umgestellt.

3. Respekt vor den Zielgebieten
Besonders wichtig ist: Wir wollen einen freundschaftlichen Umgang mit den Regionen, die wir anlaufen, betont der Hurtigruten-CEO. Deshalb lernen die Passagiere schon an Bord über die Kultur und die Natur der Zielregionen – und wie sie sich dort zu benehmen haben. „Wir sind Gäste, keine Eindringlinge!“
Es wird in der Kreuzfahrtindustrie viel „greenwashing“ betrieben. Der Druck der Öffentlichkeit, der Presse hin zu mehr Nachhaltigkeit ist wichtig. „Please keep us uncomfortable“, bittet Skjeldam.
Denn vielleicht mag so manches Kreuzfahrtunternehmen den richtigen Weg eingeschlagen haben – ist aber noch ganz am Anfang.
Das weiß auch der Hurtigruten-CEO: „We can do better!“

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