"Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser", schrieb Fontane. Wir halten durch und radeln immer weiter auf der Fontane-Route durch das Ruppiner Seenland. Noch einmal in die Fontanestadt Neuruppin und bis zum "Sanssouci der Pferde" in Neustadt (Dosse)

Reisetagebuch: Neuruppin und das Sanssouci der Pferde
Wir starten in Alt-Ruppin, das praktischerweise nicht weit entfernt von Neuruppin liegt. Ein zeitneutrales Ruppin können wir nicht ausmachen.
In Neuruppin nehmen wir uns noch ein wenig Zeit für einen Rundgang. Wir schlendern an der Uferpromenade entlang und quer durch die Stadt zum Tempelgarten. „Hier schuf sich Kronprinz Friedrich, der spätere Friedrich der Große, außerhalb der Stadtmauer einen Ort für Geselligkeiten, zum Musizieren, für Gespräche im Freundeskreis und für den Anbau von Obst und Gemüse“, heißt es.
Ein schöner Ort ist auch die Fontane-Therme, deren hölzerne Sauna auf einem Steg weit in den See hineinragt.

Zwischen Feldern entlang führt uns der Radweg. Die Landschaft ist weitläufig, im Hintergrund drehen sich Windräder. Ab und an starren uns ein paar Kühe von der Seite an. Steigen wir ab, machen sie sich davon, als sei nichts gewesen. Zutraulich sind sie nicht.

In Neustadt (Dosse) steht das „Sanssouci der Pferde“: das Brandenburgische Haupt- und Landesgestüt. Das schlossähnliche Landesstallmeisterhaus, eine Perle preußischer Baukunst, beherbergt ein kleines Museum, in dem wir mehr über die über 230jährige Geschichte der Anlage und ihrer vierbeinigen Stars erfahren. Diese selbst scheinen gerade nicht zuhause zu sein – vermutlich machen sie es sich in der Sommerfrische auf der Weide gemütlich. Oder sie sind in Trauer: Zwei Wochen vor unserem Besuch ist „Stempelhengst“ Quaterback gestorben. Der Fuchs mit den federleichten Gängen wurde nur 18 Jahre alt. Was für ein Verlust!

Wir radeln noch einen kleinen Schlenker weiter auf der Variante1/Tagestour 5, bis nach Kyritz an der Knatter. Diesen Namen verdankt das kleine Städtchen nicht etwa einem Fluss, sondern, so sagt
man, den einst vielen knatternden Mühlen.
Die Gegend zeigte sich Fontane von ihrer einsamsten Seite. Er fand die Strecke ausgesprochen trist. Wir genießen die menschenleere Weite auf unserem Weg Richtung Elbe, zurück ins Wendland. In
Plattenburg – mitten im Nichts – stoßen wir noch auf "die schönste Wasserburg Norddeutschlands". Im "Kurort" Bad Wilsnack essen wir noch eine Pizza aus dem Karton (Verschwörungserzähler hielten
die Sitzplätze belegt.)
An einer Badestelle an einem Fluss namens Karthane endet unsere Reise auf den Spuren von Theodor Fontane. Abends im Zelt hören wir noch das letzte Kapitel des Romans "Irrungen, Wirrungen". Nein,
die Liebenden kriegen sich nicht. Sie finden nicht ihr großes Glück. Sie fügen sich in ihr Schicksal.
Das ist bitter, aber auch so fein beobachtet. M., der die Reise noch als Fontane-Ignorant begann, ist jetzt auch Fontane-Fan.
"Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser."
Theodor Fontane, Der Stechlin

FONTANE.RAD – Informationen zur Route
2019 feierte Brandenburg den 200. Geburtstag des Autors – und schuf die Route FONTANE.RAD. Die Strecke führt durch das Havelland und das Ruppiner Seenland an die Orte, die Theodor Fontane als Vorlage für seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und andere Werke dienten, aber auch zu Stationen seiner Lebensgeschichte.
Etwa 300 Kilometer ist die Strecke lang, Informationstafeln an rund 60 Fontane-Orten geben Auskunft über Geschichte und Geschichten. Bezaubernd sind die kommentierenden Zitate von Emilie Fontane, seiner Ehefrau, auf den Tafeln.
Es gibt acht Etappen, sieben Tagestouren und zwei Variante. Ich brauchte ein bisschen, um das Prinzip zu verstehen (ein intensiver Blick auf die Karte hilft da ungemein), aber dadurch lässt sich die Route abwechslungsreich und individuell zusammenstellen.
Informationen zur Route auf fontanerad.de
Die ersten Etappen sind wir im Havelland gefahren, erst auf dem Havelradweg, dann auf FONTANE.RAD.
Das Reisetagebuch dazu finden Sie hier:
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